„Wir brauchen nicht weniger, sondern gute Arbeit“: Thomas Vašek zum Wert der Arbeit heute und in der Zukunft

Die „Zukunft der Arbeit“ ist  nicht mehr nur ein Randthema in Kultursendungen und im Feuilleton. Immer mehr Menschen  beschäftigen sich zunehmend mit den vielfältigen Herausforderungen und Potenzialen, Chancen und Risiken der Arbeit in der digitalen Zukunft. Auch der Philosoph Thomas Vašek, Chefredakteur des bekannten Philosophie-Magazins „hohe luft“ arbeitet zu diesem Thema und hat auch ein Buch verfasst, das nicht weniger als die Neudefinition von Arbeit leisten soll. Unten finden Sie ein Interview mit Vašek, das er der Sendung „Sternstunde Philosophie“ gegeben hat und in dem er seine Thesen vorstellt.

Vašeks Ausgangspunkt ist die Kritik an unserem modernen, dualistischen Denken in Bezug auf die Arbeit: während wir diese vor allem in der „Welt der Notwendigkeit“ verordnen, grenzen wir davon strikt den Lebensbereich der Freizeit, des guten Lebens und der Muße ab, so Vašek. Dagegen hält er einen zunächst einfachen,  in seiner Konsequenz aber doch weitreichenden Imperativ: Arbeit ist in seinen Augen nämlich ein wichtiger Bestandteil des Lebens und kann auch einen Beitrag zum guten und gelingenden Leben leisten. Die Unterscheidung  von Leben und Arbeit sei demnach gänzlich fehlgeleitet – auch im Zeitalter des Kapitalismus.

So macht er dann auch richtigerweise deutlich, dass unser Verständnis von Arbeit immer wieder  einem gesellschaftlichen Wandel unterlag:  von der Negativbewertung  in der griechischen Antike (Arbeit als Mühsal, als „Ablenkung“ vom guten, wirklichen Leben) zur Positivbewertung im Christentum im Mittelalter (Arbeit als sittliche, göttliche Pflicht) bis hin zur Entstehung der modernen Lohnarbeit im Kapitalismus.

Neben vielen anderen Themen wie der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt oder der Bedeutung des Managements bei der Gestaltung guter Arbeitsbedingungen  sind – eingebettet in den geschichtlichen Kontext der Arbeit – auch moderne, digitale, flexible Arbeitswelten und die Konsequenzen der Automatisierung auf die Arbeit  Gegenstand des Interviews. Der Philosoph warnt hier vor der zunehmenden Gefahr von Burnout-Erkrankungen und stellt im Kontext der Diskussion um die „Kreativwirtschaft“ heraus, dass es zukünftig darum gehen müsse, individuell angepasste Arbeitsmodelle zu entwickeln, da Arbeitnehmer unterschiedlich starke Sicherheitsbedürfnisse hätten.

Insgesamt fordert er  vor dem Hintergrund der digitalen Revolution eine gänzliche Neudefinition von Arbeit, die auch andere Tätigkeiten wie Freiwilligenarbeit oder Pflege in der Familie mit einschließt und uns vom Modell der reinen Lohnarbeit „befreit“. Damit stellt sich Vašek in die Reihe derjenigen Autoren, die den Herausforderungen der Digitalisierung durchaus optimistisch und mutig entgegensehen und ihre Chancen „anpacken“ möchten. Auch wir möchten diese positive Grundbotschaft mit unserem Ansatz der menschgerechten Digitalisierung verbreiten, auch wenn wir wissen, dass hierfür ein ganzheitlicher und breiter gesellschaftlicher Diskurs notwendig ist, der alte Denkmuster und -prämissen einreißt.

Was meinen Sie dazu? Was bedeutet Arbeit für Sie? Welchen Beitrag leistet Arbeit in ihrem Leben und fühlen Sie sich (nicht nur finanziell!) anerkannt in den Tätigkeiten, denen Sie tagtäglich nachgehen ? Wie können wir „Experimentier-Räume des Neuen“ schaffen, in denen wir alternative Formen der Zusammenarbeit ausprobieren? Und wie nutzen wir hierfür auch digitale Technologien, ohne uns von diesen einnehmen zu lassen? Bringen Sie sich ein – für einen menschgerechten Weg der Digitalisierung.