Fake News und Social Bots: Meinungsbildung im Wahljahr 2017

Im folgenden Video sehen Sie eine interessante Podiumsdiskussion, die sich dem Thema Meinungsbildung vor dem Hintergrund von „Social Bots“ und „Fake News“ widmet. Teilnehmer der von Marietta Slomka (ZDF heute) moderierten Diskussion sind  Thomas Bellut (Intendant ZDF), Prof. Simon Hegelich (Politikwissenschaftler), Mathias Döpfner (Präsident Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Axel Springer Verlag) und Mathias Müller von Blumencron (Chefredakteur Digitale Medien FAZ).

Prof. Simon Hegelich klärt dabei zunächst über den Stand der „Social Bots“ auf. Hierbei handelt es sich um völlig autonome technische Nachrichtensysteme, die auf verschiedenen Kanälen hunterttausendfach Nachrichten verbreiten und so zentrale Themen in den Sozialen Medien setzen können. Dabei ist die Forschungslage dazu noch äußerst unklar. Es gibt zwar empirische Belege dafür, dass bereits massenweise versucht wird, so Einfluss auf politische Diskurse zu nehmen. Bezüglich der tatsächlichen Wirkung auf politische Einstellungen und/oder Wählerverhalten gibt es aber noch keine handfesten Hinweise. Prof. Hegelich ist  sich – genauso wie Mathias Müller von Blumencron – aber sicher: wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, erleben gerade so etwas wie das „Morgengrauen“ der digitalen Revolution. Und vermutlich kann Künstliche Intelligenz Wahlkämpfe in der Zukunft noch sehr viel intelligenter organisieren als wir es bereits im US-Wahlkampf gesehen haben. Das wirft die Frage auf: Welche Rolle spielt hier dann noch die traditionelle journalistische Arbeit bzw. wie  sieht unsere zukünftige politische Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter allgemein aus?

Döpfner schlägt hierzu optimistische Töne an. Er glaubt an das Prinzip des Wettbewerbs und an konkurrierende Mechanismen bezüglich der Informationsprozesse. Dazu gelte es aber einzugestehen:  ja, wir sind als traditionelle Journalisten zwar viel langsamer, dafür liefern wir auch gute Informationen.Überhaupt verbindet alle Teilnehmer ein fast schon bornierter Zweckoptimismus: die eigene gute journalistsiche Arbeit werde sich schon durchsetzen! Ob hier wirklich verstanden wird, dass unsere politische Öffentlichkeit an sich einem schwer fassbaren Strukturwandel unterliegt und dieser das traditionelle Mediensystem „mitreißen“ könnte, kann bezweifelt werden.

Was glauben Sie? Wie wird sich unsere politische Öffentlichkeit verändern und welche Konsequenzen hat das  für unsere demokratische Grundordnung? Sind wir gar auf dem Weg in eine  „Demokratie 2.0“? Welche positiven, welche negativen Effekte der digitalen Technologien sehen Sie? Und wie können wir sicherstellen, dass der Mensch qua seiner naturgegebenen Vernunft und Diskursfähigkeit auch weiterhin  im Zentrum dieser politischen Aushandlungsprozesse steht? Und eben nicht Künstliche Intelligenz? Bringen Sie sich ein – für einen menschgerechten Weg der Digitalisierung.