Transhumanismus: Die gefährlichste Idee der Welt oder die Rettung der Menschheit?

Im folgenden Video sehen Sie ein Interview in der Reihe „Das philosophische Radio“ im WDR 5. Gast der Sendung: Prof. Stefan Lorenz Sorgner, einer der bekanntesten  Philosophen zum Thema Transhumanismus im deutschsprachigen Raum.

Was ist zunächst Transhumanismus? Prof. Sorgner  klärt hierzu auf und geht dabei sowohl auf die alle Transhumanisten verbindende Grundhaltung als auch die beiden zentralen Richtungen dieser Bewegung ein. Für Sorgner liegt der Kern des Transhumanismus in einer an sich technikbejahenden Grundhaltung. Wobei  mit den verschiedensten neuen Technologien die Grenzen derzeitigen Mensch-Seins bewusst aufgebrochen werden sollen (sowohl körperlich als auch geistig). Die Grundannahme: der Mensch ist eingebettet in die Evolution. Entweder er stirbt aus oder er entwickelt sich in eine ihn übersteigende neue Spezies, in der Mensch und Technik immer mehr verschmelzen werden.

Grundsätzlich gibt es dabei zwei Grundrichtungen: die eine Richtung fokussiert die biologische Optimierung unserer Zellen und unseres Körpers mithilfe verschiedenster biotechnologischer Verfahren. So spricht sich Sorgner bspw. dedizidert für gentechnologische Verfahren aus, bei denen potenzielle Eltern bestimmte Merkmale ihres zukünftigen Kindes bewusst auswählen, befruchtete Eizellen also nach dem Prinzip der Auslese modellieren können. Aber auch der ganze Bereich des „body enhancement“(leistungs- oder wahrnehmungsverändernde Substanzen, Gehirnchips etc.pp.) gehört zu dieser Kategorie.

Die zweite Variante des Transhumanismus liegt im Umfeld digitaler Technologien und ist gerade im „Silicon Valley“ stark vertreten. Sie ist noch einmal deutlich radikaler. Denn der Grundgedanke ist hier, dass Leben nicht an die Biologie des Körpers gebunden ist und daher  Unsterblichkeit möglich ist. Die entscheidende Wissenschaft ist dann nicht die Biotechnologie sondern die Informatik. Für Raymond Kurzweil, technischer Chefentwickler bei Google und bekanntester  Transhumanist ist klar: irgendwann werden wir durch komplexe Gehirn-Computer Schnittstellen unser ganzes Bewusstsein digitalisieren können. Unser Geist wird dann unsterblich und wir können diesen in beliebige Avatare/Körper laden.

Was denken Sie dazu? Möchten Sie gerne in einer transhumanistischen Welt leben? Wollen auch Sie, dass das gegenwärtige biologische Mensch-Sein überwunden wird? Woher kommt eigentlich dieser ständige Optimierungsdrang? Und sehnen Sie sich nach „digitaler Unsterblickeit“, einer ewigen Existenz ohne Leiden und Tod? Oder glauben Sie, dass Tod und Leiden letztlich zum Leben dazu gehören und uns sogar als reflektierende Sinnwesen zentral auszeichnen? Wie stehen Sie dazu, dass wir unsere Kindes- und Kindeskinder zukünftig gentechnisch „designen“ könnten?

Mit allen diesen Fragen sollten wir uns bereits heute beschäftigten. Immer vor dem Hintergrund der beiden Fragestellungen: „Was ist der Mensch?“ und „Wie wollen wir leben?“. Bringen Sie sich daher gerne ein – für einen menschgerechten Weg der Digitalisierung.