Jean Ziegler ist einer der weltweit bekanntesten Soziologen und Globalisierungskritiker. Tätig war er außerdem als UN-Sonderberichterstatter für das „Recht auf Nahrung“. Im nachfolgenden Video sehen Sie ein Interview mit Ziegler von der Leipziger Buchmesse 2015. Thema: Sein Buch „Ändere die Welt“ und der von ihm prognostizierte „Aufstand des Gewissens“.
Ziegler zeichnet das Bild einer in seinen Augen „absurden und inakzeptablen Weltordnung“. Während es die Finanzwirtschaft zu erheblicher globaler Macht gebracht habe und Nahrungsmittelspekulationen an der Tagesordnung seien, sterbe alle 5 Sekunden ein Kind an Hunger. Er nennt dies „das Massaker des Hungers“ und schlichtweg Mord. Denn anders als in früheren Zeiten gäbe es kein wirklich objektiven Mangel an Nahrung sondern lediglich das Problem des verwehrten Zugangs dazu.
Der moderne Mensch in Zieglers Denken ist durch das gegenwärtige Gesellschaftsmodell hochgradig entfremdet von sich selbst. Denn der Neoliberlasmus ist in seinen Augen nicht nur ein Wirtschaftssystem sondern vor allem eines: eine Ideologie, die im Bewusstsein des Menschen das falsche Empfinden produziert, er könne nichts gegen die sogenannten „Marktgesetze“ machen. Dieses falsche Bewusstsein gelte es „freizuschaufeln“ für die eigentliche Natur des Menschen: sein von Natur aus gegebenes Solidaritätsbewusstein und Gewissen, welches dann nach den universellen Prinzipien der UN-Deklaration der Menschenrechte eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung gestaltet.
Was ist Ihre Meinung zu dem Interview? Und was meinen Sie: welche Effekte wird die globale Digitalisierung auf die weitere Entwicklung dieser gravierenden Zustände haben? Ist es nicht ethisch geboten, den Digitalisierungsprozess so zu gestalten, dass er die beschriebenen Missstände positiv transformiert? Also eine Welt möglich macht, in der wir alle gerne leben wollen und vor allem auch können? Auch wir glauben, dass dem Thema Kapital bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ein zentrales Augenmerk gilt. Insbesondere die zunehmende Entkopplung von Real- und Finanzwirtschaft scheint dabei problematisch. Kommen Sie mit uns zu diesen Thesen in den Dialog – für einen menschgerechten Weg der Digitalisierung.